Grundrecht auf Tapeten

Tapetengemeinschaft, 1970

Zeitschriftenanzeige und Poster für die Tapetengemeinschaft, 1970

Y6R Frankfurt, Tapetengemeinschaft, 1970, Plakat

TAPETEN KOSTENLOS

Michael Schirner lernte bei Young & Rubicam Frankfurt  den schwedischen Artdirector Producer Ben Oyne kennen. Er war gerade aus New York gekommen, wo an der New York University Film studiert hatte und Junior Artdirector bei Y&R in New York war. Die beiden beschlossen, als festes Team kreative Kampagnen für Y&R zu entwickeln. Für ihre Tapetenkampagne textete Michael Schirner „Jeder hat das Recht auf seine Tapete“ und Ben Oyne ließ für Zeitschriftenanzeigen Gefängniszellen, Gerichts- und Operationssäle, Bahnhöfe und Affenkäfige mit wilden Mustern tapezieren. Ihr TV-Spot zeigt einen Sträfling, der sich weigert, aus dem Gefängnis entlassen zu werden, weil er lieber in seiner schön tapezierten Zelle bleiben will. Die Gewerkschaft der Gefangenen, Verwahrten und Untergebrachten schrieb an die Tapetengemeinschaft: „Wir nehmen Sie beim Wort. Gewähren Sie Inhaftierten das Grundrecht auf Tapeten und schicken Sie uns kostenlose Tapeten.“ Darauf entwickelten Schirner und Oyne die Aktion Tapeten für alle: „Wie Sie Tapeten kostenlos bekommen, auch wenn Sie kein Sträfling sind“. Das Büro des Bundespräsidenten forderte den Stopp der Anzeige mit dem Portrait Gustaf Heinemanns auf der Tapete des Gerichtssaals. Ben Oyne änderte das Anzeigenmotiv: Statt des Bilds vom Bundespräsidenten sah man einen Nagel in der tapezierten Wand.

CREDITS

Auftraggeber: Die Deutsche-Tapetengemeinschaft
Agentur: Y&R Frankfurt
Kreativdirektor: Ben Oyne (Art), Michael Schirner (Text)
nach oben