Biographie

Leben und Werk

Leben

Michael Schirner (*16.05.1941 in Chemnitz) ist ein deutscher Künstler. Er studierte von 1966 bis 1968 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Max Bense, Max Bill, Kilian Breier und Bazon Brock, wurde 1974 Kreativchef der GGK Düsseldorf, Werbeagentur, gründete 1984 die KKG Düsseldorf  Projektagentur*, wurde 1988 Gast- und 1990 Honorarprofessor an der Hochschule für Künste Bremen, 1999 Professor für Kommunikationsdesign an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung am ZKM Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe, ab 2001 Gastprofessor an der CAFA Central Academy of Fine Arts Beijing, China und ab 2004 Gastprofessor an der Faculty of Design, Kyushu University Fukuoka, Japan. Michael Schirner ist Ehrenmitglied des Art Directors Club für Deutschland und Mitglied der Hall of Fame der deutschen Werbung. Er lebt und arbeitet mit seiner Frau, der chinesischen Künstlerin und Autorin Kexin Zang, in Berlin und Beijing, China.

Seit jeher setzt sich Michael Schirner für die Überwindung der Grenzen zwischen freier und angewandter Kunst ein. Mit seinem Projekt Werbung ist Kunst, der radikalen Reduktion von Bild und Text (schreIBMaschinen), der Sichtbarmachung des Unsichtbaren (Serie Pictures in our Minds), der Unsichtbarmachung des Sichtbaren (Serie BYE BYE), der Arbeit an der Selbstabschaffung des Künstlers als Autor (Mich gibt es gar nicht) gilt der Verfasser von Werbung ist Kunst, der Bibel der Kreativen, und Kurator der Ausstellung Art Meets Ads – Avantgarde und Kampagne mit Arbeiten von Jeff Koons, Barbara Kruger, Damian Hirst, Jenny Holzer, Richard Prince u.a. und Kampagnen von Benetton, Marlboro, Levis, Nikon etc. als „Deutschlands erfolgreichster Kreativer“, „Werbepapst“ und „Beuys der Reklame“.

Der Medien- und Konzeptkünstler setzt Michael Schirner sich mit Massen- und Hochkultur sowie der Wahrnehmung medienvermittelter Bilder auseinander. Seine Bilder sind Bilder über Bilder. Seine Bildarchive sind Zeitungen, Zeitschriften, Filme, Fernsehen, Internet, Werbung und Kunst. Schirner experimentiert mit Bildern des kollektiven Gedächtnisses und transformiert sie zu künstlerischen eigenständigen Schöpfungen. Viele seiner Arbeiten sind wieder Teil des kollektiven Gedächtnisses geworden. Sein Werk umfasst angewandte und freie Kunst, Malerei, Fotografie, Video, Film, Funk, Theater, Musik, Installation, Performance und wird in internationalen Museen und Galerien ausgestellt. Das Michael Schirner AV-Archiv wird vom ZKM Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe  digitalisiert, erschlossen und öffentlich zugänglich gemacht. Michael Schirner kooperierte mit Künstlern wie Werner Büttner, William Forsyth, Andreas Gursky, Ren Hang, Charline von Heyl, IMI Knöbel, Jörg Immendorff, Jonathan Meese, Albert Oehlen, Christopher Roth, Mayo Thompson sowie Pop-Theoretikern Bazon Bock und Diedrich Diederichsen.

1985 wollte der STERN die Kraft gedruckten Mediums exemplarisch demonstrieren. Gesucht wurde die Idee für eine spektakuläre Ausstellung der stärksten Fotos, die je in Zeitungen und Zeitschriften gezeigt wurden. Michael Schirner entwickelte dafür das Konzept einer Fotoausstellung ohne Fotos. Statt der Bilder sehen die Besucher schwarze Tafeln, 120 x120 cm, auf denen die Beschreibungen bekannter Pressefotos zu lesen sind: „Willi Brandt kniet vor dem Denkmal der Warschauer Juden“, „Der Fußabdruck des ersten Menschen auf dem Mond“, „Albert Einstein streckt die Zunge raus“. Die Texte auf den Tafeln lassen die Bilder in den Köpfen der Betrachter entstehen. Titel der Serie: Pictures in our Minds. Die Serie zeigt, wie aus Auftragskunst Museumskunst wird, Straßenkunst auf Billboards in Toronto, Audio-Kunst im WDR-Hörfunk und in der größten Tageszeitung Medienkunst: Zum 30järigen Jubiläum der Fotoausstellung ohne Fotos erschien die BILD-Zeitung ohne Bilder.

In Werbung ist Kunst schreibt Michael Schirner, wie es zu den Ölbildern der Serie Kisuaheli neumix kam: „Da es mir ernst war mit der Gleichsetzung von Werbung und Kunst, musste ich noch den letzten Schritt tun und die bildende Kunst mit zu meiner Domäne erklären. Ich habe, um das Problem der Autorenschaft in den Mittelpunkt zu stellen und um die Herkunft guter Ideen aus der Werbung zu belegen, eine Idee aus meiner Düsseldorf-Kampagne aufgegriffen: die Anzeige mit den Signaturen berühmter Maler. Diese Signaturen habe ich, immens vergrößert und mit dem Originalhintergrund in Öl gemalt, dort ausgestellt, wo ich vor Jahren meine Ausstellung Werbung als Kunst gemacht hatte. Die Gemälde zeigen, dass aus Kunst Werbung wird, aus der schließlich Kunst wird, wobei wir am Ende dieser Geschichte wieder bei ihrem Anfang angelangt wären. So habe ich bewiesen, dass Kunst nur Werbung ist und Werbung nur Kunst, also beides nichts Besonderes, aber das Höchste und Erhabenste.“

Werk

Für die Ölbildern der Serie Lorem ipsum, der Weiterentwicklung von Kisuaheli neumix, hat Michael Schirner das zentrale Element seiner Kampagne für Berlin 2.000 – das stilisierte Bärengesicht – zum Hauptelement seiner Ölbilder gemacht. Die Bilder zeigen die Aura von Personen der Weltgeschichte, die sich hinter der Maske des Berlin-Bärchens verbergen. Die Bilder lassen die Portraits der Persönlichkeiten im Kopf der Betrachter entstehen, z.B.: Ohne Titel (Shakespeare), Ohne Titel (Aristoteles), Ohne Titel (Albert Einstein), Ohne Titel (Winston Churchill), Ohne Titel (Konrad Adenauer), Ohne Titel (Pablo Picasso), Ohne Titel (Michail Gorbatschow), Ohne Titel (Konfuzius), Ohne Titel (George Washington).

Mit den Bildern der Serie BYE BYE, einer Weiterentwicklung der Pictures in our Minds geht Schirner in der Kommunikation des Imaginären noch einen Schritt weiter: Er fotografiert Jahrhundertfotos aus Zeitungen ab, entfernt aus ihnen alles, was das ursprüngliche Bild bekannt gemacht hat: den Protagonisten, das zentrale Bildmotiv und Punktum der Fotografie. Das aus dem Bild Weggenommene fordert die Gedankenarbeit des Betrachters heraus. Was auf dem Bild nicht gezeigt wird, entsteht in seinem Kopf. Schirner setzte auf Phantasie und Gedankenarbeit des Betrachters und mache ihn so zum eigentlichen Autor des Werkes, der in das Bild eintritt und selbst zum Protagonisten der abgebildeten Szene wird. Die Bilder der Serie BYE BYE machen uns zu Protagonisten historischer Szenen, zum spanischen Freiheitskämpfer, der im Sprung von Kugeln getroffen wird, zum ersten Menschen auf dem Mond, zu James Dean, der mit hochgeschlagenem Kragen gebückt über den regennassen Time Square geht. 2010 zeigt das Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg in einer Einzelausstellung die Serie BYE BYE. Am Tag der Ausstellungseröffnung sind in der aktuellen Ausgabe der FAZ 17 redaktionelle Beiträge mit Arbeiten der Serie BYE BYE bebildert. Auf Großflächenplakaten und City Light Poster in Hamburg, Berlin, Düsseldorf und Frankfurt werben BYE BYE Bildmotive als Street Art für die Ausstellung in den den Deichtorhallen.

Aus Installationen in der Fachhochschule Potsdam und für die Galerie von Esther Schipper entwickelte Michael Schirner das Konzept für seine Serie Abstract Reality. Premiere des ersten Werks der Serie fand 2019 in den Räumen der Schirner Zang Foundation als Performance statt. Besucher erlebten, wie das Werk Stück für Stück entstand. Im Ausstellungsraum standen Rechner und Drucker, Mitarbeiter wählten aus der Bild-Datenbank mit allen Werke Schirners chronologisch Dateien zum Drucken im Format DIN A3 aus, hefteten die Fine Art Prints horizontal fortlaufend auf Stoß, bis die gesamte Wand mit 250 Arbeiten bedeckt war. Die einzelnen Werke der Serie Abstract Reality unterscheiden sich durch die Anzahl der Fine Art Prints – Minimum 3, Maximum 1.000 – und ihre Anordnung. Eine Variable ist die Farbigkeit der Arbeiten, die monochrom eingefärbt werden. Jedes Ensemble wird nach dem Raum, in dem es ausgestellt wird, konzipiert und ist Unikat.

*) Mit ihren vielfach preisgekrönten Kampagnen und Projekten prägten Michael Schirner und seine Kreativen den Stil von Generationen und schrieben Werbegeschichte für Auftraggeber wie ARD und ZDF, Bayerische Vereinsbank, Beiersdorf AG, Bertelsmann, Bundesministerium für Post- und Fernmeldewesen, Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Bündnis 90 / Die Grünen, Burda, BUNTE, Chemische Industrie, Christian Albrecht’s Universität zu Kiel, C&A Brenninkmeyer, de Beukelear, DER SPIEGEL, Deutscher Gewerkschaftsbund, Die Allgemeine Kreditversicherung, ELLE, FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Flughafen München, GEZ Gebühreneinzugszentrale, Gruner + Jahr, Guggenheim Museum / Hugo Boss, Henkel-Khasana, IBM Deutschland, Kunsthalle Düsseldorf, Kölnischer Kunstverein, Landesbank Baden-Württemberg, Landeshauptstadt Düsseldorf, Lettre International, Mannheimer Versicherungen, Margaret Astor, Museen der Stadt Köln, Nord/LB, Osram, o.tel.o, Pfanni-Werk Otto Eckart, Photo Porst, Post-it 3M, Reemtsma, Ruhrgas AG, Schweppes, STERN, taz, die tageszeitung, United Nations WPF, Vebacom, Verlag Kiepenheuer & Witsch, VOGUE, Volkswagen AG, Mast-Jägermeister, Wasa Knäckebrot, WAZ-Mediengruppe, WDR 1, Zanussi, Zeit Verlag, Zimbo.

*) https://cloud.zkm.de/s/8JL3qTQaR6xmzEZ?

Michael Schirner

1941 geboren in Chemnitz

1952 Besuch des altsprachlichen humanistischen Landfermann-Gymnasiums in Duisburg

1955 Besuch des neusprachlichen Steinbart-Gymnasiums in Duisburg

1959 Besuch des Internatsgymnasiums in Bad Sachsa

1961 Praktikum bei der TEAM Werbeagentur in Mühlheim/Ruhr

1962 Wehrdienst in Hamburg und Ahlen, Westfalen

1963 Studium an der Werkkunstschule in Saarbrücke bei Oskar Holweck

1965 Studium an der Werkkunstschule in Darmstadt bei Kilian Breier, Kunstgeschichte und Soziologie an der TH Darmstadt

1966 Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Max Bense, Max Bill, Kilian Breier und Bazon Brock

1968 Texter der Masius Werbeagentur, in Hamburg

1969 Copy Supervisor der Young & Rubicam Werbeagentur in Frankfurt/a.M.

1971 Geschäftsführer und Kreativdirektor der GKO&S Werbeagentur in Hamburg

1974 Geschäftsführer und Kreativdirektor der GGK Düsseldorf Werbeagentur

1984 Geschäftsführer und Kreativdirektor der KKG Düsseldorf

1986 Geschäftsführer und Kreativdirektor der Michael Schirner Werbe- und Projektagentur Düsseldorf

1988 Gastprofessor und Honorarprofessor an der Hochschule für Künste Bremen

1999 Professor für Grafik- und Kommunikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung, ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe

2001 Gastprofessor an der CAFA, Central Academy of Fine Arts Beijing, China

2002 Wahl zum Mitglied der Hall of Fame der Wirtschaftswoche

2003 Geschäftsführer und Kreativdirektor der IKM Institut für Kunst und Medien Düsseldorf

2003 Wahl zum Ehrenmitglied des ADC, Art Directors Club für Deutschland

2004 Gastprofessor an der Faculty of Design Kyushu University Fukuoka, Japan

2011 Geschäftsführer und Kreativdirektor der Schirner Zang Institute of Art and Media, Düsseldorf

2012 Vorstand der Schirner Zang Foundation, Berlin

2019 Geschäftsführer der Schirner Zang, Berlin

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