ZWISCHENVERGLEICH
Jürgen Harten
Als erster hat Octavio Paz, kein unkritischer Bewunderer der beiden Künstler, Siqueiros mit Pollock verglichen. Wie mit einem Zeitraffer fasst er den Abstand zwischen den dreißiger und späten vierziger Jahren zusammen, um in beiden eine zutiefst verwandte, aber eben verschiedene Motivation von vergleichbarerer Dynamik zu entdecken. Siqueiros, schreibt er, begreift die Materie als von Energien bewegt, die mit sich selbs kämpfen. Zu Pollock heißt es, er arbeite an „einer Vision der Materie, die um sich greift und sich ausdehnt, bis sie sich schließlih selbst negiert, bis sie aufhört, Materie zu sein und sich in Schrei verwandelt; Schrei, nicht Wort: totale Bejahung der Energie und zugleich nicht minder total Verneinung der Bedeutung.“ Mit anderen Worten, Paz diagnostiziert bei Pollock eine Dialektik zwischen einer von „Bedeutung“ freien, rein auf die Materialität reduzierten Malerei und einem unbedingten Ausdruckswillen, während er bei Seiqueiros ein a priori wirksame Dynamik im Umgang mit den malerischen Mitteln annimmt, die zwar unmittelelbar zum Ausdruck kommt, aber trotzdem, also zusätzlich, „Bedeutung“ beansprucht.
CREDITS
Auftraggeber: Kunsthalle DüsseldorfAgentur: Michael Schirner Werbe- und Projektagentur GmbH
Kreativdirektor: Michael Schirner
Artdirector: Catharina von Poser