MICHAEL SCHIRNER, PICTURES IN OUR MINDS

Deutschen Pressemuseum Hamburg, 2005

Michael Schirner, PICTURES IN OUR MINDS, Ausstellung im Deutschen Pressemuseum Hamburg 2005, Ausstellungsposter

Michael Schirner, Pictures in our minds, Ausstellungsposter, Deutschen Pressemuseum, Hamburg 2005

BRD/DDR

1996 hielt Michael Schirner eine Lecture Performance vor Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar mit Exponaten seiner Ausstellungen Pictures in our Minds. Dabei zeigte sich, dass die Ostdeutschen einen Großteil der Bilder nie gesehen hatten.  Schirner regte an, ein Ausstellungskonzept für die kollektiven Bilder von Ost- und Westdeutschen zu entwickeln. Werner Holzwart und Peter Gamper haben seine Anregung aufgegriffen. Am 23.4. 2005 eröffnete Michael Schirner die Ausstellung „Bilder im Kopf“ im Deutschen Pressemuseum Hamburg. Katalogtext: „Gezeigt werden neben einer Auswahl der ursprünglichen Tafeln auch Bilder aus der Zeit nach 1985 sowie Bilder aus dem Bestand der DDR-Bürger. Die Ausstellung lädt dazu ein, darüber nachzudenken, welche Bilder wir im Kopf haben und welche nicht, wann uns die Bilder begegnet und wie sie in unseren Kopf gekommen sind … Die emotionale Qualität des Bildes wird auch für propagandistische Zwecke genutzt. In der DDR fanden vorwiegend Bilder ihren Weg in die Öffentlichkeit, die einen gemeinsamen sozialistisch geprägten Erfahrungshorizont schaffen sollten. Der Bergmann Adolf Hennecke, der 1948 sein Tagessoll zu 38% erfüllte, wurde zum Sinnbild des sozialistischen Aktivisten. Besucherinnen und Besucher mit DDR-Herkunft haben das Bild sofort vor Augen. Vor dem inneren Auge des West-Sozialisierten entsteht es wohl nur zögerlich, wenn überhaupt. Dies zeigt, dass sich offensichtlich in vierzig Jahren einer gewissen Separierung der Gesellschaften voneinander bestimmte kulturelle Codes, Darstellungs- und Kommunikationsstrategien mit unterschiedlicher Intensität in verschiedene Richtungen entwickelt haben … Bestimmten Bildern begegnen wir im Laufe unseres Lebens tausendfach: im Geschichtsbuch, in Zeitungen und Zeitschriften, im Museum, als Postkarte, Poster, Buchcover, Bildschirmschoner oder Mousepad, auf T-Shirts, Kaffeetassen oder Einkaufstüten. Das Portrait Che Guevaras oder Albert Einstein mit herausgestreckter Zunge wurden tausendfach reproduziert und tauchen in unzähligen Verwendungszusammenhängen auf. In den letzten zwanzig Jahren hat sich der Stellenwert des stehenden bildes stark verändert. Es sind unzählige andere Bildwelten auf den Plan getreten, die ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Über das Fernsehen gelangen heute viele Bilder in unseren Kopf. Denkt man an den 11. September, wird dies überdeutlich. Dass das stehende Bild dennoch eine enorme Durchschlagskraft hat und uns aufrütteln kann, zeigt diese Ausstellung.“

Ausgestellt wurden 30 Pictures in our Minds: Der Fußabdruck des ersten Menschen auf dem Mond, Albert Einstein streckt die Zunge raus, Nacktes vietnamesisches Mädchen flüchtet schreiend nach einem Napalm-Angriff, Soldaten der Roten Armee hissen auf dem Reichstag, Lady Di und Prinz Charles küssen sich nach ihrer Trauung auf dem Balkon von Buckingham Palace, Volkspolizist springt über den Stacheldraht in den Westen, Portrait Che Guevara, Bruderkuss Leonid Breschnew – Erich Honecker, Marilyn Monroe mit wehendem Kleid auf Subway-Luftschacht, Massenszene der Vereinigung von Mitglieder der KPD und SPD zur SED, Adolf Hennecke bei der Arbeit unter Tage, Der verhüllte Reichstag, Willy Brandt kniet am Ehrenmal der Helden des Warschauer Ghettos, Boris Becker küsst den Wimbledon-Pokal, Helmut Kohl und Francois Mitterand Hand in Hand an den Gräbern in Verdun, Joschka Fischer in Turnschuhen wird zum Hessischen Umweltminister vereidigt, Michael Jackson hält sein Baby aus dem Fenster des Hotel Adlon, Uwe Barschel tot in der Badewanne, Leonardo di Caprio und Kate Winslet am Bug der Titanic, Deutsche-Bank-Chef Ackermann hebt die Hand zum Vivtory-Zeichen, Menschenmeng auf der Berliner Mauer, Ölverschmierter Wasservogel mit rotem Auge, Luftaufnahme des ICE-Unglücks von Enschede, Fassadenrest des World Trade Center ragt aus den Trümmern von Ground Zero, Luftaufnahme des überfluteten Dresdner Zwingers, Portrait Mohammed Atta, Der aufgebahrte Leichnahm Papst Johannes Pauls II, Kopf des gefangenen Saddam Hussein, Genmanipulierte Maus mit einem Ohr auf dem Rücken, Gefolterter irakischer Gefangener mit Kapuze, Umhang und Elektrodrähten an den Händen. Das Ausstellungs-Poster zeigt die Tafel Michael Jackson hält sein Baby aus dem Fenster der Hotel Adlon, die Rückseite Texte der Ausstellungstafeln mit Fotovorlagen.

 

Michael Schirner, PICTURES IN OUR MINDS, Ausstellung im Deutschen Pressemuseum Hamburg 2005, Ausstellungsposter

Michael Schirner, Pictures in our minds, Ausstellungsposter, Deutschen Pressemuseum Hamburg 2005

Michael Schirner, PICTURES IN OUR MINDS, Ausstellung im Deutschen Pressemuseum Hamburg 2005, Ausstellungsposter

Michael Schirner, Pictures in our minds, Ausstellungsposter, Deutschen Pressemuseum, Hamburg 2005

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